Mittwoch, 11. Juni 2014

WM-Vorschau (4/32): Brasilien

Jüngere Vergangenheit

Brasilien ist Rekordweltmeister, doch seit dem Titel 2002 war das Viertelfinale das Maximum. Sowohl 2006 als auch 2010 schied das Team jeweils in der Runde der letzten Acht gegen die späteren Vizeweltmeister Frankreich bzw. Holland aus. Trotzdem sind die Erwartungen zur Heim-WM riesig, alles andere als der Sieg im Finale am 13. Juli wäre für das Land eine Enttäuschung. Genährt wurde die Hoffnung für die WM im letzten Sommer beim Confederations Cup, als Brasilien dem amtierenden Weltmeister Spanien im Endspiel klar mit 3:0 bezwingen konnte.

Trainer

Luiz Felipe Scolari, 65 ist seit November 2012 im Amt. Seine Ernennung als Nachfolger des nur mäßig erfolgreichen Mano Menezes wurde von der Öffentlichkeit positiv aufgenommen – kein Wunder, schließlich hatte Scolari Brasilien bereits 2002 zum Titel geführt. Die Liste seiner Erfolge im Nationalmannschaftsfußball ist beeindruckend: Weltmeister 2002 und Confederations-Cup-Sieger 2013 mit Brasilien sowie Platz zwei bei der Euro 2004 und Platz vier bei der WM 2006 mit Portugal.

Kader & Aufstellung

Wie viele andere Teams wird Brasilien annähernd ein 4-2-3-1 / 4-2-1-3 spielen. Die personelle Besetzung der meisten Positionen scheint geklärt. Im defensiven Mittelfeld nimmt Luiz Gustavo die rustikalere Rolle ein, während von Paulinho mehr Impulse nach Vorne erwartet werden. Eine offensivere Variante wäre Hernanes im zentralen Mittelfeld an Stelle von Gustavo – gut möglich, dass dies bei einem Rückstand eine Option für Scolari darstellt. Für die Kreativität sind Neymar und Oscar zuständig – letztgenannter besitzt ein grandioses Spielverständnis, steht aber im Schatten von Neymar, auf den alle Augen gerichtet sind. Die Mittelstürmerposition fällt an Fred, der nun zwar nicht gerade an die Tradition großer brasilianischer Angreifer anknüpft, mit fünf Toren beim Confederations Cup aber doch nachhaltig auf sich aufmerksam machte.

                                          Mögliche Startaufstellung

Stärken
  • Brasilien kann ein äußerst intensives Spiel aufziehen, weil die Mannschaft viel physische Stärke im Mittelfeld vereint. Die Selecao hat unter Scolari stets ein intensives Pressing gespielt, dies dürfte sich bei der WM mit den eigenen Fans im Rücken kaum ändern.
  • Die meisten Positionen sind überdurchschnittlich besetzt. Die Innenverteidigung wird vom für viele besten (Thiago Silva) und vom teuersten (David Luiz) Verteidiger der Welt gebildet, mit Neymar und Oscar verfügt Brasilien zudem über enormes Potenzial in letzten Drittel des Spielfeldes und zudem auch die nötige Kadertiefe, um auf Verletzungen und Formschwankungen zu reagieren.
Schwächen
  • Abzuwarten bleibt, wie die Mannschaft mit der Erwartungshaltung im Land umgehen kann. Es gab in der Geschichte der Weltmeisterschaft wahrscheinlich kein Team, auf dem ein größerer Druck gelastet hat als auf Brasilien 2014.
  • Brasilien ist, aufgrund der enorm hoch spielenden Außenverteidiger, anfällig für Konter des Gegners.
  • Beim Confederations Cup lag das Team in allen fünf Partien bereits nach 45 Minuten in Führung und musste keinen einzigen Rückstand aufholen. Wie Brasilien mit einer solchen Situation umgehen würde, ist eine (noch?) offene Frage.
Prognose

Brasilien ist der Topfavorit auf den Titel – und das nicht nur wegen des Heimvorteils. Das Team ist auf allen Positionen überdurchschnittlich gut besetzt, scheint einen guten Teamgeist entwickelt zu haben und hat bereits beim Confederations Cup gezeigt, dass auch die Überflieger aus Spanien eine machbare Aufgabe darstellen. Zudem hat die Mannschaft mit Scolari einen Trainer, der bereits gezeigt hat, dass ihm Nationalmannschafts-Turniere äußerst gut liegen.


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