Freitag, 13. Juni 2014

WM-Vorschau (9/32): Australien

Jüngere Vergangenheit

Das Turnier in Brasilien wird für Australien die dritte WM-Teilnahme in Folge. 2006 schafften es die Socceroos sogar bis ins Achtelfinale und schieden dort gegen den späteren Weltmeister Italien durch einen Elfmeter kurz vor Schluss aus. 2010 überstand Australien die Gruppenphase gegen Deutschland, Ghana und Serbien nicht.

Trainer

Ange Postecoglu, 48, ist seit Oktober 2013 im und ersetzte Holger Osieck. Postecoglu ist der erfolgreichste Trainer Australiens mit vier Titeln in der A-League und betreute zudem die U20-Mannschaft Australiens bei den Weltmeisterschaften 2001, 2003 und 2007.

Kader & Aufstellung

Australien wird in einem 4-2-3-1 erwartet. Die Mannschaft hat unter Postecoglu den reaktiven Stil früherer Jahre hinter sich gelassen und sich einem offensiven, aktiven und auf Ballbesitz ausgelegten Fußball verschrieben. Entsprechend hat Postecoglu auch sein Personal ausgewählt: Die Innenverteidiger sind gut am Ball und in der Lage, auch in einer hoch stehenden Viererkette zu verteidigen, die Außenverteidiger dringen oft weit in die gegnerische Hälfte vor. Als Spitze ist mit Tim Cahill einer der wenigen Übriggebliebenen von 2006 vorgesehen. Trotz seiner mittlerweile 34 Jahre ist Cahill immer noch torgefährlich, kopfballstark und mit dem richtigen Timing im Strafraum ausgestattet.


Stärken

Beschäftigt man sich mit der Mannschaft, fallen einem nicht viele Stärken auf, die in den Begegnungen mit Holland, Chile und Spanien zum Tragen kommen könnten. Vielleicht ist der Spielplan der positivste Aspekt: Niemand erwartet von Australien mehr als Platz 4 in der Gruppe mit 0 Punkten. Zudem war Australien noch nie ein Team, das sich kampflos geschlagen gibt – auch wenn es möglicherweise nicht zu Punkten reicht, so wird die Mannschaft doch den Gegnern das Leben schwer machen und für intensive und unterhaltsame Spiele sorgen.

Schwächen

Australien ist auf praktisch allen Positionen klar schwächer besetzt als die drei Vorrundengegner. Zudem fehlt der Mannschaft nach den Rücktritten von Schwarzer, Holman, Neill und Ognenovski Erfahrung an allen Ecken und Enden. 19 der 23 Spieler im Kader haben 10 oder weniger Länderspiele absolviert. Australiens Versuch, offensiv zu spielen, ist eine Einladung an den Gegner zum Kontern, insbesondere die oft weit aufrückenden Außenverteidiger sind in diesem Zusammenhang ein Problem.

Prognose

Die Auslosung macht ein Weiterkommen für Australien fast unmöglich und dementsprechend niedrig ist auch die Erwartungshaltung. Australien wird zu dieser WM kaum mehr beitragen als vielleicht den einen oder anderen Favoriten etwas zu ärgern.

WM-Vorschau (8/32): Chile

Jüngere Vergangenheit

Nach einer zwölfjährigen Pause war Chile 2010 in Südafrika erstmals wieder bei einer WM dabei. Im Vorfeld gehörte Chile zu den gehypten Teams und war tatsächlich an durchaus unterhaltsamen Spielen beteiligt, enttäuschte aber auch mit weniger als einem Tor pro Partie und dem Aus im Achtelfinale. Vier Jahre später ist die Ausgangslage ähnlich: Chile zählt zu den interessanten Teams und gilt zumindest als geheimer Geheimfavorit.

Trainer

Jorge Sampaoli, 54 seit Dezember 2012, ersetzte Claudio Borghi nach einer Schwächephase in der Qualifikation. Sampaoli, der seine Karriere als Spieler verletzungsbedingt bereits im Alter von 19 Jahren beenden musste, machte sich in Südamerika bereits einen Namen, indem er mit Universidad de Chile drei aufeinanderfolgende Meisterschaften gewann und das Team ins Halbfinale der Copa Libertadores führte.

Kader & Aufstellung

Sampaoli wechselt regelmäßig zwischen einer Dreier- und einer Viererkette, je nach Gegner. Mehr taktische und personelle Konstanz findet sich bei den Angriffsspielern. Sanchez und Vargas sind irgendwas zwischen Stürmern und offensiven Mittelfeldspielern, die immer wieder vom Flügel in die Mitte einrücken.

Die bevorzugte Variante des Trainers ist aber ein 4-3-1-2, in dem Valdivia als Spielmacher hinter /zwischen Vargas und Sanchez spielt und Vidal somit eine tiefere Position einnehmen kann.



Stärken

Chile ist eine taktische flexible Mannschaft, die sich auch während eines Spiels anpassen kann, um auf bestimmte Spielsituationen zu reagieren. Mit Vidal haben die Chilenen zudem einen der besten und vielseitigsten Mittelfeldspieler der Welt in ihren Reihen – seine Fitness war im Vorfeld der WM nach einer Meniskusoperation allerdings mit einem Fragezeichen versehen.

Schwächen

Defensive Schwächen wurden in den Testspielen teilweise deutlich, zudem kommt Chile mit verhältnismäßig kleinen Verteidigern zur WM – Standardsituationen zu verteidigen, könnte also zu einem Problem werden, aber auch aus dem Spiel heraus sind hohe Bälle ein gutes Mittel für die Gegner Chiles.

Chile hat zudem riesige Probleme damit, seine oft vorhandene spielerische Überlegenheit in Tore umzuwandeln. Das Testspiel gegen Deutschland war hierfür ein gutes Beispiel – Chile verlor mit 0:1, war aber phasenweise haushoch überlegen und hatte genug Torchancen, um das Spiel locker zu gewinnen.

Prognose

Chile ist zweifellos eine der interessantesten Mannschaften bei der WM, hatte aber das Pech in einer schwierigen Gruppe mit den beiden Finalisten von 2010 zu landen. Den Spaniern Platz eins streitig zu machen, dürfte zu viel verlangt sein, aber eine holländische Mannschaft im Umbruch könnte für Chile ein machbarer Gegner sein. Ein Achtelfinaleinzug der Südamerikaner wäre keine riesige Sensation – dort würde aller Voraussicht nach wie schon 2010 Brasilien warten, weshalb das Viertelfinale für Chile wohl ein Traum bleiben wird.

WM-Vorschau (7/32): Spanien

Jüngere Vergangenheit

Europameister 2008, Dritter beim Confederations Cup 2009, Weltmeister 2010, Europameister 2012, Zweiter beim Confederations Cup 2013. Damit dürfte zur jüngeren Vergangenheit des spanischen Nationalteams alles gesagt sein.

Trainer

Vicente Del Bosque, 63, seit Juli 2008 Trainer. Neben den oben aufgezählten Titeln mit Spanien holte Del Bosque mit Real Madrid zweimal die Champions League und einmal die spanische Meisterschaft.

Kader & Aufstellung

Keine andere Mannschaft bei der WM hat einen derart unverkennbaren, eigenen Spiel wie die Spanier. Der Ballbesitzfußball ist mehr als nur Mittel zum Zweck, es ist eine Philosophie. Seit der Euro 2012 hat sich bei den Spaniern personell wenig getan – bis auf den eingebürgerten „Neuzugang“ Diego Costa, der mit seinem Stil die Anzahl der den Spaniern zur Verfügung stehenden Optionen erweitert. Auf Grund der hohen Kontinuität seines Personals steht Del Bosque vor keinen schwierigen Entscheidungen. Offen ist nur, wer rechts an Stelle von Arbeloa verteidigt. Für diese Position kommen Juanfran und Azpilicueta in Frage. Auch die Besetzung der einzigen Stürmerposition ist noch nicht endgültig geklärt. Der hart arbeitende und sehr präsente Diego Costa? Fabregas als „falsche Neun“? Oder doch Villa oder Torres, die ihren Zenit beide schon überschritten haben?


Stärken

Obwohl die Qualität im letzten Drittel hoch ist, gründen die Erfolge Spaniens in den letzten Jahren auf einer beinahe unüberwindbaren Defensive. Die Mannschaft geht mit einer unglaublichen Bilanz in das Turnier: Seit 10 KO-Spielen bei Welt- und Europameisterschaften ist Spanien ohne Gegentor, das letzte datiert vom 27. Juni 2006.

Schwächen

Diskussionen über die Schwächen der Spanier sind eher akademischer Natur. Nach Bayerns Ausscheiden in der Champions League wurde der Ballbesitzfußball kurzzeitig für tot bzw. entschlüsselt erklärt. Spaniens WM-Auftritt dürfte zur Bestätigung bzw. Widerlegung dieser These interessante Erkenntnisse liefern, den spanischen Spielstil aber als eine Schwäche zu bezeichnen, wäre over the top. Bei der Suche nach Schwächen müssen deshalb einzelne Spieler in den Fokus rücken: Xavi und Iniesta hatten eine schwierige Saison bei Barcelona, Casillas war für Real nur in der Champions League und in der Copa del Rey im Einsatz. Zudem ist der Altersdurchschnitt der Mannschaft vergleichsweise hoch.

Prognose

Spanien erwischte mit den Niederlanden und Chile zwei schwierige sowie mit Australien einen mindestens unangenehmen Gegner. Die Klasse der Mannschaft sollte dennoch zum Gruppensieg reichen und auch darüber hinaus für ein Vordringen zumindest bis ins Halbfinale.

WM-Vorschau (6/32): Mexiko

Jüngere Vergangenheit

Weltmeisterschaften liefen für Mexiko in den letzten 20 Jahren immer nach dem selben Muster ab: Ein paar gute Spiele in der Gruppenphase weckten Hoffnungen, doch dann war stets im Achtelfinale Schluss. Kein Wunder also, dass die quinto partido beinahe zu einer nationalen Obsession geworden ist und es in diesem Jahr endlich mit dem fünften Spiel klappen soll. Die Qualifikation war jedoch alles andere als ermutigend. Der Olympiasieger von 2012 kam nur durch Mithilfe der USA in die Play-Offs und schaltete dort Neuseeland aus.

Trainer

Miguel Herrera, 46, ersetzte im Oktober 2013 vor den Play-Offs Victor Manuel Vucetich und war im Jahr 2013 einer von insgesamt vier (!) verschiedenen Trainer der Nationalmannschaft. Sein einziger wichtiger Titel war eine Meisterschaft in Mexiko. Herrera steht jedoch im Ruf, seine Mannschaften offensiven und gut anzusehenden Fußball spielen zu lassen.

Kader und Aufstellung

Mexiko gehört zu jenen Mannschaften, die bei der WM voraussichtlich mit drei Innenverteidigern agieren werden. Kopf der Abwehr ist Rafael Marquez, der bereits seine vierte WM als Kapitän absolvieren wird. Am anderen Ende des Spielfelds ist Peralta gesetzt – er traf vor der WM in 10 Spielen 10 Mal, erzielte zwei Tore im Olympia-Finale gegen Brasilien und steuerte zum Play-Off-Sieg gegen Neuseeland insgesamt fünf Treffer bei. Um den Platz neben ihm konkurrieren Hernandez und dos Santos – letztgenannter hat die besseren Karten, weil seine Leistungen in der Nationalmannschaft in der jüngeren Vergangenheit fast durchgehend gut waren.

Bis zuletzt hatte Miguel Herrera keine Entscheidung getroffen, mit welchem Torhüter er die WM absolvieren möchte.



Stärken

Mexikos Stärken liegen im offensiven Bereich, nicht zuletzt weil Herrera ballbesitzorientierten Angriffsfußball bevorzugt. Gefahr erzeugen die Mexikaner vor allem über die linke Seite mit dem sehr umtriebigen Layun.

Schwächen

In der Abwehr ist Marquez der Schlüsselspieler – auf Grund seiner Erfahrung, seiner Ruhe am Ball und seiner Übersicht. Allerdings nagt der Zahn der Zeit an ihm und er kann in Sachen Schnelligkeit mit vielen Angreifern nicht mithalten. Entscheidend für die Stabilität der mexikanischen Defensive wird es deshalb sein, Marquez nicht in Situationen zu bringen, in denen er Laufduelle gewinnen muss.

Prognose

Hinsichtlich der Qualität scheint sich Mexiko auf dem dritten Platz in Gruppe A vor Kamerun und hinter Kroatien einzuordnen. Kroatien scheint die besseren Chancen auf den zweiten Platz zu haben, allerdings macht es der Spielplan nicht unwahrscheinlich, dass es am dritten Spieltag zu einem Quasi-Ko-Duell zwischen Mexiko und Kroatien kommt, in dem gute 90 Minuten für El Tri reichen, um sich zumindest ein viertes Spiel zu sichern. Dass es aber zum so sehr erhofften fünften Spiel kommt, ist äußerst unwahrscheinlich, zumal ein möglicher Achtelfinalgegner aus der starken Gruppe B kommen würde.

WM-Vorschau (5/32): Kamerun

Jüngere Vergangenheit

Mit seiner siebten WM-Teilnahme ist Kamerun afrikanischer Rekordhalter. Seit dem Viertelfinaleinzug 1990 gelang dem Team aber nur ein einziger Sieg bei einer Endrunde (2002 gegen Saudi-Arabien) und folglich war die WM auch jedes Mal in der Gruppenphase vorbei. Dabei kann sich Kamerun glücklich schätzen, überhaupt dabei zu sein. Zwar wurde die Play-Off-Runde gegen Tunesien mehr oder weniger souverän überstanden, zur Teilnahme daran reichte es aber nur, weil Togo wegen des Einsatzes eines nicht spielberechtigten Akteurs mit einem Punktabzug bestraft worden war.

Trainer

Volker Finke, 66, ersetze im Mai 2013 Jean-Paul Akono. Finke kann auf keine große Titelsammlung verweisen, trainierte aber 16 Jahre lang den SC Freiburg und steht damit vor allem für Stabilität.

Kader & Aufstellung

Kamerun wird in einem 4-3-3 spielen – und das gezwungenermaßen wahrscheinlich defensiver, als es Volker Finke wünschen würde. In der Innenverteidigung schien das Duo aus N'Koulou und Chedjou lange Zeit gesetzt zu sein, allerdings sieht es nun so aus, als würde sich Matip im letzten Moment in die Startelf arbeiten. Matip war von allen dreien sicher derjenige, der in der vegangenen Saison am besten im Form war, zudem hatten N'Koulou und Chedjou im März gegen Portugal ein haarsträubendes Spiel. Das Mittelfeld besteht mit Enoh und Song aus zwei Fixstartern, der dritte Platz ist noch offen, geht aber voraussichtlich an Mbia. Mbia hat Qualitäten als Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff – er arbeitet einerseits gut nach hinten, besitzt andererseits aber ordentliche (wenn auch nicht überragende) Fähigkeiten im Spiel nach vorne.

Offensiv setzt Finke auf einen klassischen Mittelstürmer mit Eto'o und zwei schnelle Spieler auf den Außenpositionen – wahrscheinlich Moukandjo und Choupo-Moting.


Stärken

Kamerun hat viel physische Stärke im Mittelfeld, der qualitativ beste Mannschaftsteil ist aber sicherlich das Offensivtrio, das mit Eto'o von einem der besten afrikanischen Stürmer aller Zeiten angeführt wird. Trotz seines mittlerweile fortgeschrittenen Alters verfügt Eto'o immer noch über einen guten Antritt und hat vor dem Tor zweifellos den notwendigen Killerinstinkt.

Schwächen

Die erwähnte physische Präsenz im Mittelfeld geht zu Lasten der Kreativität. In diesem Bereich hat Kamerun Defizite, was ein großes Manko darstellt. Egal wie die Besetzung des Mittelfeldes am Ende genau aussieht – es werden drei eher rustikale Spieler auf dem Platz stehen, deren kreative Fähigkeiten kein gehobenes internationales Niveau erreichen.

Zudem scheint Kamerun auch 2014 eine Menge Klischees über afrikanische Mannschaften zu bestätigen: Ein Prämienstreit und das notorisch schlechte Verhältnis zwischen Eto'o und Song sind nur einige der Dinge, die in der Gerüchteküche kursieren.

Prognose

Kamerun fehlt es, mit Ausnahme des Angriffs, an Qualität in allen Mannschaftsteilen, zudem scheint es um den Teamgeist nicht unbedingt gut zu stehen. Dies sind kaum diejenigen Umstände, unter denen man der Mannschaft den Einzug in das Achtelfinale zutrauen würde. Kamerun wird das Turnier nach der Vorrunde verlassen.

Mittwoch, 11. Juni 2014

WM-Vorschau (4/32): Brasilien

Jüngere Vergangenheit

Brasilien ist Rekordweltmeister, doch seit dem Titel 2002 war das Viertelfinale das Maximum. Sowohl 2006 als auch 2010 schied das Team jeweils in der Runde der letzten Acht gegen die späteren Vizeweltmeister Frankreich bzw. Holland aus. Trotzdem sind die Erwartungen zur Heim-WM riesig, alles andere als der Sieg im Finale am 13. Juli wäre für das Land eine Enttäuschung. Genährt wurde die Hoffnung für die WM im letzten Sommer beim Confederations Cup, als Brasilien dem amtierenden Weltmeister Spanien im Endspiel klar mit 3:0 bezwingen konnte.

Trainer

Luiz Felipe Scolari, 65 ist seit November 2012 im Amt. Seine Ernennung als Nachfolger des nur mäßig erfolgreichen Mano Menezes wurde von der Öffentlichkeit positiv aufgenommen – kein Wunder, schließlich hatte Scolari Brasilien bereits 2002 zum Titel geführt. Die Liste seiner Erfolge im Nationalmannschaftsfußball ist beeindruckend: Weltmeister 2002 und Confederations-Cup-Sieger 2013 mit Brasilien sowie Platz zwei bei der Euro 2004 und Platz vier bei der WM 2006 mit Portugal.

Kader & Aufstellung

Wie viele andere Teams wird Brasilien annähernd ein 4-2-3-1 / 4-2-1-3 spielen. Die personelle Besetzung der meisten Positionen scheint geklärt. Im defensiven Mittelfeld nimmt Luiz Gustavo die rustikalere Rolle ein, während von Paulinho mehr Impulse nach Vorne erwartet werden. Eine offensivere Variante wäre Hernanes im zentralen Mittelfeld an Stelle von Gustavo – gut möglich, dass dies bei einem Rückstand eine Option für Scolari darstellt. Für die Kreativität sind Neymar und Oscar zuständig – letztgenannter besitzt ein grandioses Spielverständnis, steht aber im Schatten von Neymar, auf den alle Augen gerichtet sind. Die Mittelstürmerposition fällt an Fred, der nun zwar nicht gerade an die Tradition großer brasilianischer Angreifer anknüpft, mit fünf Toren beim Confederations Cup aber doch nachhaltig auf sich aufmerksam machte.

                                          Mögliche Startaufstellung

Stärken
  • Brasilien kann ein äußerst intensives Spiel aufziehen, weil die Mannschaft viel physische Stärke im Mittelfeld vereint. Die Selecao hat unter Scolari stets ein intensives Pressing gespielt, dies dürfte sich bei der WM mit den eigenen Fans im Rücken kaum ändern.
  • Die meisten Positionen sind überdurchschnittlich besetzt. Die Innenverteidigung wird vom für viele besten (Thiago Silva) und vom teuersten (David Luiz) Verteidiger der Welt gebildet, mit Neymar und Oscar verfügt Brasilien zudem über enormes Potenzial in letzten Drittel des Spielfeldes und zudem auch die nötige Kadertiefe, um auf Verletzungen und Formschwankungen zu reagieren.
Schwächen
  • Abzuwarten bleibt, wie die Mannschaft mit der Erwartungshaltung im Land umgehen kann. Es gab in der Geschichte der Weltmeisterschaft wahrscheinlich kein Team, auf dem ein größerer Druck gelastet hat als auf Brasilien 2014.
  • Brasilien ist, aufgrund der enorm hoch spielenden Außenverteidiger, anfällig für Konter des Gegners.
  • Beim Confederations Cup lag das Team in allen fünf Partien bereits nach 45 Minuten in Führung und musste keinen einzigen Rückstand aufholen. Wie Brasilien mit einer solchen Situation umgehen würde, ist eine (noch?) offene Frage.
Prognose

Brasilien ist der Topfavorit auf den Titel – und das nicht nur wegen des Heimvorteils. Das Team ist auf allen Positionen überdurchschnittlich gut besetzt, scheint einen guten Teamgeist entwickelt zu haben und hat bereits beim Confederations Cup gezeigt, dass auch die Überflieger aus Spanien eine machbare Aufgabe darstellen. Zudem hat die Mannschaft mit Scolari einen Trainer, der bereits gezeigt hat, dass ihm Nationalmannschafts-Turniere äußerst gut liegen.


WM-Vorschau (3/32): Holland

Jüngere Vergangenheit

Holland kommt als Vizeweltmeister nach Brasilien und trifft dort gleich im ersten Spiel auf Spanien, den Finalgegner von 2010. Davon abgesehen sind die letzten Teilnahmen der Holländer bei großen Turnieren nur mäßig beeindruckend: 2002 wurde die Qualifikation verpasst, 2006 war im Achtelfinale gegen Portugal Endstation und Hollands Mitwirken blieb eigentlich nur deshalb in Erinnerung, weil die Mannschaft am dreckigsten Spiel des gesamten Turniers beteiligt war. Ähnlich durchschnittlich liest sich die Bilanz bei Europameisterschaften: Halbfinale 2004, Viertelfinale 2008, Vorrunden-Aus 2012.

Trainer

Louis van Gaal, 62, wurde nach der Euro 2012 zum zweiten Mal Nationaltrainer und will seine erste Amtszeit, die mit der verpassten WM 2002 endete, vergessen machen. Sein Ego ist ähnlich groß wie seine Titelsammlung: Champions League, UEFA-Cup, Weltpokal, europäischer Supercup, nationale Titel in Holland, Spanien und Deutschland – ein Trophäenkabinett, in das sich der WM-Pokal vorzüglich einfügen würde. Van Gaal übernimmt nach der WM Manchester United.

Kader & Aufstellung

Das große Thema bei den Holländern ist die kurz vor der WM erfolgte Umstellung auf ein 5-3-2 (das, je nach Spielsituation, zu einem 3-5-2 werden kann). Van Gaal betont allerdings, dass seine Mannschaft deshalb noch lange keinen Defensivfußball spielen wird. Notwendig geworden war die Umstellung als Reaktion auf den Ausfall von Kevin Strootman. Zudem hat Hollands Viererkette nicht immer stabil gewirkt, eine Umstellung auf drei Innenverteidiger könnte dieses Problem beheben. Ein weiterer Vorteil der von van Gaal wahrscheinlich aufgebotenen Fünferkette ist ihre Eingespieltheit: Drei von fünf Spielern haben diese Taktik bereits in der vergangenen Saison bei Feyenoord praktiziert. Klar ist die Besetzung der offensiven Positionen: Hier sind Robben, van Persie und Sneijder gesetzt.

                                          Mögliche Startformation

Stärken

Mit Robben, van Persie und Sneijder haben die Holländer gehobenes internationales Niveau auf den offensiven Positionen. Alle drei sind in der Lage, Spiele mit guten Einzelaktionen zu drehen. Van Persie war allerdings im Frühjahr verletzt, es bleibt abzuwarten, ob er in einem idealen Fitnesszustand zur WM kommt.

Schwächen

Van Gaals Experimente mit dem 5-3-2 zeigen, dass Holland seine ideale Formation noch nicht gefunden hat. Zwar wird erwartet, dass die Fünferkette auch bei der WM zum Einsatz kommt, doch im Test gegen Wales kehrte die Mannschaft zu einem 4-3-1-2 zurück.

Überdurschnittlich gute Spieler finden sich bei den Holländern nur auf den offensiven Positionen. Die Abwehr besteht großteils aus jungen und sicherlich auch talentierten Spielern, diese sind den Nachweis ihrer Klasse auf internationalem Level aber noch schuldig geblieben. Bis auf Ron Vlaar (Aston Villa) und Paul Verhaegh (Augsburg) stehen alle aufgebotenen Verteidiger in der holländischen Eredivisie unter Vertrag.

Prognose

Für holländische Verhältnisse fährt eine relativ schwache Mannschaft zur WM. Abgesehen von einem namhaften Angriffstrio besteht der Kader vorwiegend aus jungen und international unerfahrenen Spielern. Auf Grund der schwierigen Gruppe wäre ein Ausscheiden der Holländer in der Vorrunde keine Überraschung, das Überstehen eines möglichen Achtelfinales gegen Brasilien erscheint höchst unwahrscheinlich.

Sonntag, 8. Juni 2014

WM-Vorschau (2/32): Kroatien

Jüngere Vergangenheit

Seit dem dritten Platz 1998 ist die Erwartungshaltung in Kroatien hoch, die Mannschaft konnte diese aber bei den vergangenen Großereignissen nicht erfüllen. Einziger „Erfolg“ war der Viertelfinaleinzug bei der Euro 2008. Die Weltmeisterschaften 2002 und 2006 waren für Kroatien nach der Vorrunde beendet, 2010 wurde gar die Qualifikation verpasst. Auch die Teilnahme an der WM 2014 hing am seidenen Faden: Kroatien qualifizierte sich über den Umweg der Play-Off-Runde gegen Island.

Trainer

Niko Kovac, 42, ist seit Oktober 2013 im Amt. Kovac übernahm den Posten von Igor Stimac, dem die verpasste Direktqualifikation zum Verhängnis wurde. Die Cheftrainer-Erfahrung des Ex-Bundesligaprofis (u.a. Hamburg, Leverkusen, Bayern) ist denkbar gering und beschränkt sich auf einige U21-Spiele. Kovacs Bilanz bei der U21 kann sich allerdings sehen lassen: von vier Qualifikations-Spielen zur EM 2015 wurden vier bei einem Torverhältnis von 13:0 gewonnen. Als Spieler konnte Kovac bereits WM-Erfahrungen sammeln, er war bei den Endrunden 2002 und 2006 dabei.

Kader & Aufstellung

Kovac bevorzugt ein offensiv ausgerichtetes 4-2-3-1, hat es in den Testspielen allerdings vermieden, sich zu tief in die Karten schauen zu lassen. Folgende Fragen sind noch offen:
  • Linksverteidiger: Der eigentlich gesetzte Ivan Strinic schaffte es verletzungsbedingt nicht in den WM-Kader. Ersatzmann Danijel Pranjic spielte bei seinem Verein Panathinaikos meist im Mittelfeld und war somit ohnehin nicht die Ideallösung. Im Testspiel gegen Australien verletzte sich Pranjic am Sprunggelenk. Sime Vrsaljko wäre eine Option, um einen Ausfall Pranjics aufzufangen.
  • Mandzukic: Der im Eröffnungsspiel gesperrte Mandzukic dürfte bei den Spielen gegen Kamerun und Mexiko zweifellos erste Wahl sein, für die Partie gegen Brasilien wird aber eine Alternative benötigt. Keine der Kovac zur Verfügung stehenden Optionen überzeugt vollends: Weder Ivica Olic noch Eduardo haben unter Kovac im Sturmzentrum gespielt. Die wahrscheinlichste Lösung ist Nikica Jelavic, der bei Hull eine brauchbare Rückrunde spielte. Allerdings ist Jelavic weniger agil als Mandzukic – als „target man“ ist Jelavic auf Flanken angewiesen, was bei den Kroaten, wie weiter unten nachzulesen ist, einen wunden Punkt berührt.
  • Kovacic oder Vukojevic: Wie viel Offensive verträgt das kroatische Spiel? Ivan Rakitic und Luka Modric sind im zentralen Mittelfeld gesetzt, fraglich ist allerdings ob sich Kovac mit dem hochtalentierten Mateo Kovacic für eine sehr offensive oder mit dem umstrittenen Ognjen Vukojevic für eine defensivlastigere Variante entscheidet. Die richtige Balance zwischen Kreativität und Physis im Mittelfeld wird mitentscheidend für das Abschneiden der Kroaten sein.
                                     Mögliche Startformation

Stärken
  • Individuelle Klasse: Kroatien hat eine ganze Menge davon im Kader. Modric kommt als frischgebackener Champions-League-Sieger zur WM, Rakitic halten viele für den besten Spieler in La Liga, der nicht bei Real, Barcelona oder Atletico unter Vertrag steht, Mandzukic gehört zu den besten Angreifern Europas.
  • Form und Fitness: Im Gegensatz zu vielen anderen WM-Teilnehmern werden die Kroaten – mit Ausnahme der linken Abwehr – kaum von Verletzungssorgen geplagt. Die Schlüsselspieler sind fit und in den meisten Fällen in guter Form. Es gibt kaum eine andere Mannschaft, die in einer so guten Verfassung in das Turnier geht.
Schwächen
  • Abhängigkeit von Mandzukic: Mandzukic erzielte in der Qualifikation ein Drittel aller kroatischen Treffer. Eduardo, Olic und Jelavic sind kein gleichwertiger Ersatz. Dies ist im Eröffnungsspiel zu verschmerzen, weil es für die Kroaten das am wenigsten wichtige Vorrundenspiel ist. Sollte Mandzukic allerdings gegen Kamerun und Mexiko seine Form nicht finden, hat Kroatien ein großes Problem.
  • Außenpositionen: Die Außenpositionen sind schwach besetzt. Perisic, Eduardo Kovacic und Rebic sind keine klassischen Flügespieler und / oder nicht in Topform und schaffen es nicht, genug Tempo in das kroatische Spiel zu bringen. Dies ist einer der Gründe, warum Jelavic, der in hohem Maße auf Flanken angewiesen ist, kein idealer Mandzukic-Ersatz ist.
Prognose

Kroatien ist der Favorit auf den zweiten Platz in der Gruppe A. Dabei spielt dem Team die Auslosung in die Hände – es gibt vermutlich keinen besseren Zeitpunkt als das Eröffnungsspiel, um auf Brasilien zu treffen. Der Druck wird komplett beim WM-Gastgeber liegen. Für die Kroaten sind die Begegnungen mit Kamerun und Mexiko diejenigen Spiele, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Keine dieser beiden Mannschaften ist besser als Kroaten, weshalb sich die Kovac-Elf normalerweise durchsetzten sollte. Höchstwahrscheinlich dürfte allerdings der Achtelfinalgegner, der aus der starken Gruppe B kommt, eine zu hohe Hürde darstellen.


Freitag, 6. Juni 2014

WM-Vorschau (1/32): Frankreich

Die jüngere Vergangenheit

Frankreich nimmt 2014 zum fünften Mal in Folge an einer WM teil, was einen neuen Rekord in der Geschichte des Verbandes bedeutet. Seit dem Double aus dem Weltmeistertitel 1998 und der Europameisterschaft 2000 gehörte Frankreich zwar konstant zum Favoritenkreis bei großen Turnieren, wurde dieser Rolle aber selten gerecht. Mit Ausnahme des zweiten Platzes 2006, der einen Ausreißer nach oben darstellt, war das 21. Jahrhundert bisher wenig glanzvoll: 2002 und 2010 reichte es nicht mal zum Achtelfinale, auch bei den Europameisterschaften war stets spätestens im Viertelfinale Schluss.

Trainer

Didier Deschamps, 45, Kapitän der 98er-Elf, übernahm nach der Euro 2012. Als Trainer war er bereits Meister in Frankreich (Marseille) und in der italienischen Serie B (Juventus), außerdem führte er den AS Monaco 2004 völlig unerwartet ins Champions-League-Finale. Deschamps bewies mit der Entscheidung gegen Samir Nasri, dass er keine Angst vor kontroversen Personalien hat und im Zweifel Charakter höher als fußballerische Klasse bewertet.

Kader & Aufstellung

Mit Ausnahme von Nasri (Deschamps: „Talent ist nicht alles“) ist der 23er-Kader der Franzosen frei von Überraschungen. Auch die Formation scheint klar zu sein: Frankreich wird die WM in einem 4-3-3, in dem auch die personelle Besetzung an 8 von 11 Stellen bereits feststeht, in Angriff nehmen. Unklarheiten bestehen nur noch auf folgenden Positionen:
  • Rechtsverteidiger: Die Kandidaten heißen Bacary Sagna und Mathieu Debuchy. Sagna hatte im Verein die etwas bessere Saison, Debuchy hat in der Qualifikation regelmäßig gespielt. Beide nehmen sich nicht viel, Debuchy scheint aber die etwas besseren Karten zu haben.
  • Innenverteidiger: Wer spielt neben Laurent Koscielny? Mamadou Sakho hat nach seinen beiden Toren gegen die Ukraine eine Art „Heldenbonus“, seine Stärke ist seine physische Spielweise. Raphael Varane kommt als Champions-League-Sieger zur WM und ist wesentlich eleganter und technisch besser als Sakho.
  • Linksaußen: Wer ersetzt Ribery? Wahrscheinlich Antoine Griezmann, bei dem aber freilich abzuwarten bleibt, wie er mit den Anforderungen an eine WM zurechtkommt. Eine weitere Option wäre Loic Remy – insbesondere, falls Mathieu Valbuena sein Formtief bei der WM fortsetzt und Griezmann das dadurch entstehende Loch im rechten Mittelfeld ausfüllen muss.
                                          Mögliche Startformation

Stärken
  • Disziplin: Mannschaftsinterne Unruhe hat mehr als einmal die Leistungen der Franzosen bei vergangenen Turnieren negativ beeinflusst. Mit der Nichtberücksichtigung Nasris hat Deschamps versucht, diesem Problem entgegenzuwirken – ein Move, der sich als äußerst gewinnbringend erweisen könnte.
  • Individuelle Klasse: Trotz vergleichsweise geringer internationaler Erfahrung reist Frankreich mit einem großartig besetzten Kader zur WM. Varane ist einer der talentiertesten Innenverteidiger der Welt, mit Paul Pogba, Blaise Matuidi und Yohan Cabaye bieten die Franzosen zudem ein Mittelfeld von internationaler Klasse auf. Karim Benzema spielte bei Real Madrid eine gute Saison (35 Spiele, 17 Tore, 10 Vorlagen) und ist, sofern er seine Form zur Nationalmannschaft retten kann, zweifellos eine Waffe.
  • Selbstvertrauen: Zwischen Selbstvertrauen und Überheblichkeit liegt oft nur ein kleiner Schritt – doch die Qualifikation zur WM, die nach der 0:2-Niederlage im Play-Off-Hinspiel gegen die Ukraine schon fast verloren schien, dürfte den Glauben der Mannschaft an ihre Leistungsfähigkeit gestärkt haben.
  • Aktuelle Form: Aus Testspielergebnissen Erkenntnisse für die WM ableiten zu wollen, wäre weit hergeholt. Und doch gibt es Zeichen dafür, dass Frankreich rechtzeitig zur Endrunde die „Zauberformel“ gefunden hat. Nach der Umstellung auf ein 4-3-3 zum Rückspiel gegen die Ukraine zeigt die Formkurve stetig nach oben, das 2:0 im Test gegen die Niederlande Anfang März war eines der besten Spiele der Équipe Tricolore in der jüngeren Vergangenheit.
Schwächen
  • Erfahrung: Frankreich fährt mit einem relativ unerfahrenen Kader zur WM. Ribery war mit 81 Länderspielen der mit Abstand erfahrenste Spieler – eine Rolle, die nun Benzema mit lediglich 65 Einsätzen einnimmt. Dass Deschamps auf erfahrene Akteure wie beispielsweise Eric Abidal verzichtet hat, lässt sich zumindest teilweise mit Blick auf die Euro 2016, die in Frankreich stattfindet, begründen: Junge Spieler sollen an die Erfahrung eines großen Turniers herangeführt werden – zumal die WM in Frankreich durchaus als eine Art „Übergang“ gesehen wird, der Fokus liegt klar auf 2016. Beispielhaft hierfür steht der 20jährige Lucas Digne, der den Vorzug vor dem wesentlich routinierteren Gael Clichy erhielt.
  • Formschwäche: Problematisch sind auch Formschwächen bzw. fehlende Spielpraxis bei Spieler, die als Stammkräfte eingeplant sind: Valbuena hatte in Marseille eine schwache Saison, Cabaye kam nach seinem Wechsel zu PSG an Matuidi, Verratti und Thiago Motta nur selten vorbei. Mit Benzema setzt Deschamps zudem auf einen Angreifer, dessen Trefferquote in der Nationalmannschaft noch Verbesserungspotenzial aufweist. Im vergangenen Oktober beendete Benzema eine 1.224 Minuten andauernde Torflaute, trotz Teilnahme an den Europameisterschaften 2008 und 2012 wartet er noch auf seinen ersten Treffer bei einer Endrunde.
  • Ribery: Schließlich ist an dieser Stelle natürlich auch der Ausfall Riberys zu problematisieren: Obwohl der Bayer bis dato ein schwaches Jahr 2014 hatte, wäre sein Mitwirken ungemein wichtig gewesen. Ribery zählte unter Deschamps zu den unumstrittenen Stammspielern, mit 10 WM-Partien hatte er zudem mehr Erfahrung als der ganze restliche Kader zusammen.
Prognose

Im Prinzip ist Frankreich eine Mannschaft, die seit 12 Jahren die Erwartungen enttäuscht – sowohl negativ als auch, 2006, positiv. Prognosen sind dementsprechend schwierig, es gibt allerdings Gründe, die für eine erfolgreiche WM der Franzosen sprechen. Die Wahrscheinlichkeit für Unruhe innerhalb der Mannschaft scheint mit der Nichtnominierung Nasris gesunken zu sein. Mit Pogba, Cabaye und Matuidi besitzt die Mannschaft eine der aufregendsten Mittelfeldformationen des Turniers. Zudem spielt die Auslosung den Franzosen in die Hände: In Gruppe E sollte der erste Platz gegen Ecuador, Honduras und die Schweiz definitiv drin sein, womit im Achtelfinale aller Voraussicht nach mit Bosnien, Iran oder Nigeria ein ebenfalls schlagbarer Gegner warten würde. Wenn zudem die vielen unerfahrenen Spieler mit den Anforderungen einer WM klarkommen und Benzema seine Form von Real Madrid zur Nationalmannschaft mitbringt, ist das Viertelfinale sicherlich eine realistische Prognose.